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Eine neue Studie zeigt, dass Finanzkennzahlen neue Geschäftsmodelle immer schlechter abbilden. Das ist ein ernstes Problem für Investoren – wenn sie nicht auf alternative Informationen zugreifen.

Die Kernthese von Baruch Lev hat es in sich. “The reported earnings of most firms no longer reflect enterprise performance”, schreibt der Professor für Rechnungslegung an der renommierten Stern School of Business in New York. Den Grund, warum die Finanzkennzahlen die tatsächliche Entwicklung von Unternehmen nicht mehr widergeben, liefert er in seinem Paper “The deteriorating usefulness of financial report information and how to reverse it” gleich mit: Die aktuellen Entscheider über die Standards würden darin versagen, die Regeln an die grundlegende Verlagerung der Wertschöpfungvon von materiellen zu immateriellen Vermögenswerten anzupassen.

Lev unterlegt seine These mit dieser Grafik, welche zeigt, wie die Relevanz der Rechnungslegung in den vergangenen Jahrzehnten abnahm. In den 1960er Jahren war sie – gemessen am messbaren Zusammenhang zwischen Gewinnen und Buchwerten von Firmen mit dem Börsenwert – dreimal so hoch wie seit dem Jahr 2000. Wie die Grafik zeigt, stiegen dazu parallel die Ausgaben für Marketing einerseits sowie Forschung und Entwicklung andererseits an. Sie liegen heute im Schnitt rund 25 Prozent höher als in den 60er Jahren.

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Baruch Lev folgert, dass immaterielle Vermögenswerte wie Marken und Patente immer mehr an Bedeutung gewinnen und die klassische Rechnungslegung diese Verschiebung nur unzureichend abbildet. Wechselt man von der Theorie in die Praxis, wird klar, was er meint: Apple, Microsoft, Netflix, Facebook und Co schaffen seit Jahren riesigen Mehrwert für Aktionäre. Ihre Wertschöpfung basiert aber nicht wie früher auf Land, Maschinen und anderen greifbaren Vermögensgegenständen. Sie verdienen so viel Geld dank schwer greifbarer Assets wie Markenstärke, Innovationskraft und Netzwerkeffekten – Intellectual Property (IP).

Diese Werte tauchen nach den Regeln der klassischen Rechnungslegung aber nicht auf dem Buch auf. So lange diese Dinge aber kaum auf der Bilanz auftauchen, werden die Buchwerte der Unternehmen optisch immer teurer – ein Dilemma für viele Valueinvestoren, die in den vergangenen 12 Jahren dem Markt weitesgehend hinterherlaufen.

Weil Unternehmen selbst geschaffene Marken und Patente nicht als Assets aktivieren können, werden deren Buchwerte nach unten verzerrt. Gleichzeitig weisen damit IP-starke Unternehmen auch niedrigere Gewinne als IP-schwache Unternehmen aus. Denn die Ausgaben für Marketing sowie Forschung und Entwicklung müssen gehen sofort in den Ausgaben-Posten, während die Investition in eine neue Fabrik über die Abschreibung gestreckt werden kann. Als Lösung schlägt Baruch Lev eine viel freizügigere Praxis für die Aktivierung von immateriellen Vermögensgegenständen vor. Eigen geschaffene Marken und Erfindungen sollen aktivierbar werden, wenn sie durch entsprechende Schutzrechte abgesichert sind.

Bis dahin können Anleger die Informationsineffizienz, die sich aus der herkömmlichen Rechnungslegung ergibt, nutzen: Wer Buchwerte und Gewinne jetzt schon entsprechend korrigiert, wird vermutlich ein exakteres Bild von Unternehmen in IP-relevanten Branchen bekommen und bessere Entscheidungen treffen – auch wenn der Buchwert optisch teuer aussieht. Nichts anderes ist unser Ansatz bei Quant IP. Durch die Quantifizierung von Innovation mittels Patentdaten kommen wir der Wahrheit näher und schaffen so Mehrwert für Anleger.